Stenotrophomonas maltophilia

(aus ZCT 4-2008)

 

Morphologie und Kultur

 

Stenotrophomonas maltophilia gehört zu den Xanthomonadaceae. Zunächst wurde die Bakterienspezies als Pseudomonas maltophilia und später als Xanthomonas maltophilia bezeichnet. Es handelt sich um ca. 1 x 0,5 μm große aerobe gramnegative Stäbchenbakterien mit polarer Begeißelung. Die optimale Wachstumstemperatur beträgt 35°C. Auf festen Kulturmedien zeigen sich meist kleine zunächst transparente, später gelb pigmentierte Kolonien. Die gelbe Farbe resultiert aus der Bildung eines bromierten Aryl-Polyens (Xanthomonadin). Die Differenzierung erfolgt aufgrund der Stoffwechselleistungen. Stenotrophomonas maltophilia ist Katalase-positiv und Oxidase-negativ. Es können nur wenige Nährstoffe für das Wachstum genutzt werden, so ist die Bakterienspezies nicht in der Lage, z.B. Kohlenhydrate zu verwerten. Aus diesem Grund wird Stenotrophomonas maltophilia auch den sogenannten „Non-Fermentern“ zugeordnet.

 

 

Pathogenese und Krankheitsbilder

 

Stenotrophomonas maltophilia wird primär als opportunistischer Keim betrachtet. In der Natur ist er weit verbreitet (Gewässer, Boden, Tiere und Pflanzen). Darüber hinaus lässt er sich oft in der Kommensalflora des Menschen nachweisen. Die Kontamination von Patienten erfolgt entweder über exogene Quellen wie Nahrung, medizinische Instrumente, Luftbefeuchter, Hämodialyseflüssigkeit, Infusionslösungen, Aerosole sowie antiseptische Lösungen wie Chlorhexidin oder durch manuelle Übertragung. Hierbei kann eine Kolonisierung der Haut (Wunde), der Schleimhäute (im Tracheobronchialbereich) oder von Körperflüssigkeiten (z.B. Blut) erfolgen.

Infektionen wie Pneumonie, Harnwegsinfektion oder Septikämie werden fast immer bei immunsupprimierten Patienten diagnostiziert. Über die Virulenzfaktoren von Stenotrophomonas maltophilia ist jedoch relativ wenig bekannt. Wahrscheinlich spielen verschiedene extrazelluläre Enzyme, z.B. DNase, RNase, Fibrinolysin, Lipasen, Hyaluronidase, Proteasen und Elastasen, eine Rolle bei der Pathogenität. Darüber hinaus kann Stenotrophomonas maltophilia an Kunststoffen, Glas und sogar Teflon anhaften. Dieser Umstand erklärt zumindest teilweise, warum das Bakterium häufig bei Patienten mit invasiven medizinischen Instrumenten (Venen- oder arterielle Katheter, Endotrachealtubus) nachgewiesen wird. Bei Patienten mit Mukoviszidose ist oft der Schleim mit S. maltophilia kolonisiert.

 

 

Diagnostik und Resistenzsituation

 

Die mikrobiologische Diagnostik erfolgt über die Anzucht aus entsprechenden Untersuchungsmaterialien und die biochemische Identifizierung.

Stenotrophomonas maltophilia ist bereits von Natur aus gegenüber einer Vielzahl von Antibiotika resistent. Wichtige unspezifische Resistenzmechanismen sind die geringe Permeabilität der äußeren Membran sowie Effluxpumpen. Zudem werden Aminoglykosid-modifizierende Enzyme und zwei chromosomal-kodierte induzierbare Betalaktamasen (L1 und L2) gebildet. L1 vermag u.a. Carbapeneme [z.B. Imipenem (ZIENAM), Meropenem (MERONEM)] zu hydrolysieren, während L2 für die Resistenz gegen Cefepim (MAXIPIME) und Aztreonam (AZACTAM) verantwortlich ist.

 

 

Therapie

 

Als Mittel der Wahl wird Cotrimoxazol (BACTRIM u.a.) empfohlen. In vitro sind oft auch Ticarcillin/Clavulansäure (in Deutschland nicht im Handel), Moxifloxacin (AVALOX), Minocyclin (UDIMA u.a.), sowie Tigecyclin (TYGACIL) wirksam. Sensibilität gegen Ceftazidim (FORTUM u.a.) findet sich bei ca. einem Drittel der Isolate.

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