Staphylococcus aureus (1)

aus ZCT Heft 1, 2004; siehe auch:  MRSA (Teil 1, 2, 3)

 

Staphylokokken sind grampositive Kokken, die sich zumeist zu einem Haufen bzw. einer Traube (griechisch: Staphylos) anordnen. Die größte klinisch-bakteriologische Bedeutung hat die koagulasepositive Spezies Staphylococcus aureus.

 

 

Krankheitsbilder:


Die durch S. aureus verursachten Infektionen lassen sich in invasive Prozesse und toxinvermittelte Erkrankungen einteilen. Zu den lokalisierten invasiven Prozessen gehören Furunkel (wenn zusammenfließend: "Karbunkel"), Pyodermie, Wundinfektionen, Sinusitis und Otitis media. Tiefer gehende Infektionen sind die eitrige Parotitis, Mastitis puerperalis sowie die primäre und sekundäre (postoperative oder posttraumatische) Osteomyelitis. Die S. aureus-Pneumonie tritt meist im Anschluss an eine Influenza-A-Infektion oder als nosokomiale Pneumonie bei beatmeten Patienten auf. Abszesse können sowohl in Weichteilen als auch in Organen auftreten, Empyeme in Körperhöhlen und Gelenken. Alle Prozesse können eine Keimausschwemmung in die Blutbahn nach sich ziehen und damit zur Sepsis und Endokarditis führen.
Lebensmittelintoxikationen kommen durch die Einnahme von Enterotoxinen zustande, die von S. aureus vor der Nahrungsaufnahme in kontaminierten Speisen produziert wurden. Die Enterotoxine werden durch Hitzebehandlung nicht abgetötet.

 

 

Diagnostik:


Bei der Bestimmung der Antibiotikaempfindlichkeit ist der Nachweis von Oxacillin(Methicillin)-resistenten S. aureus (MRSA) von großer Bedeutung. Der Resistenzmechanismus beruht auf dem Vorhandensein eines zusätzlichen Penicillin-bindenden-Proteins (PBP 2a), das durch das mecA-Gen kodiert wird und nur geringe Affinität zu Penicillinen aufweist. Gleichzeitig ist auch die Empfindlichkeit gegenüber anderen ß-Lactamantibiotika erniedrigt, so dass eine Kreuzresistenz gegen alle derzeitigen Vertreter dieser Substanzgruppe (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme) resultiert. MRSA stellen auch in Deutschland zunehmend ein Problem dar.

 

 

Antibiotische Therapie:

Für eine kalkulierte Therapie (vor Vorliegen des Antibiogramms) wurden lange Zeit die penicillinasefesten Isoxazolylpenicilline (z. B. Flucloxacillin, STAPHYLEX u.a.) sowie Cephalosporine der 1. oder 2. Generation (z. B. Cefazolin, ELZOGRAM u.a.) eingesetzt. Dabei bieten die Cephalosporine aufgrund der geringeren Proteinbindung pharmakokinetische Vorteile. Bei hoher Prävalenz von MRSA ist Vancomycin (VANCOMYCIN CP u.a.) die Therapie der Wahl. Schwere S. aureus-Infektionen sollten initial nicht allein mit einem Antibiotikum behandelt werden. Als günstiger haben sich Kombinationen wie Cephalosporin + Rifampicin (RIFA u.a.), Clindamycin (SOBELIN u.a.) oder einem Aminoglykosid bzw. bei MRSA Glykopeptid + Rifampicin erwiesen.


Für die gezielte Therapie von MRSA-Infektionen sind die Glykopeptide die erste Wahl. Alternativ kommt eine Therapie mit dem Oxazolidinon Linezolid (ZYVOXID) oder der Streptograminkombination Quinupristin/Dalfopristin (SYNERCID) in Betracht. Rifampicin und Fusidinsäure (FUCIDINE) dürfen wegen der raschen Resistenzentwicklung nur in Kombination mit einem anderen MRSA-wirksamen Antibiotikum angewendet werden. Fosfomycin (INFECTOFOS) kommt als Alternative zur Behandlung der S. aureus-Osteomyelitis in Betracht.

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