(aus ZCT 2-2006)
Morphologie und Kultur
Die Gattung Klebsiella, die nach dem Mikrobiologen Edwin Klebs benannt ist, gehört zur Familie der Enterobacteriaceae. Die wichtigsten Vertreter sind Klebsiella pneumoniae und Klebsiella oxytoca. Weitere Spezies mit Bedeutung in der Humanmedizin sind Klebsiella pneumoniae Subspezies ozaenae und Subspezies rhinoscleromatis. Klebsiellen sind unbeweglich, besitzen eine Polysaccharidkapsel und lassen sich auf einfachen Nährmedien leicht kultivieren. Die Kolonien sind groß und schleimig. Die meisten Stämme können Glukose und Citrat als alleinige Kohlenstoffquelle verwerten. Klebsiella oxytoca produziert als einzige der vier Klebsiella-Arten Indol. Wie Escherichia coli besitzen Klebsiellen O- und K-Antigene. Die Polysaccharidkapsel, die das K-Antigen trägt, wirkt antiphagozytär.
Pathogenese und Krankheitsbilder
Klebsiellen sind im Erdreich, auf Pflanzen und im Wasser nachweisbar. Sie finden sich zudem bei etwa 30% der gesunden Bevölkerung im Gastrointestinaltrakt oder den oberen Atemwegen. Erkrankungen, die
durch Klebsiellen verursacht werden, sind vor allem Pneumonie (Friedländer-Pneumonie), Sepsis und Harnwegsinfektionen. Sie können selten aber auch eine Endokarditis, Meningitis, Enteritis oder
Wundinfektion hervorrufen. Der Anteil an nosokomialen Infektionen beträgt ca. 5-10%. Die Organismen werden aerogen, über pflanzliche Lebensmittel oder verunreinigtes Trinkwasser aufgenommen. Ein Teil
der Infektionen erfolgt endogen.
Klebsiella pneumoniae Subspezies ozaenae und Subspezies rhinoscleromatis können ursächlich für Infektionen im Nasen-Rachen-Raum sein.
Diagnostik und Resistenzsituation
Die mikrobiologische Diagnostik erfolgt über die Anzucht aus entsprechenden Untersuchungsmaterialien und die biochemische Identifizierung.
Klebsiellen sind von Natur aus resistent gegen Penicillin G (PENICILLIN G u.a.) und Ampicillin (BINOTAL u.a.). Ursache der natürlichen Resistenz sind Betalaktamasen, die größtenteils durch
Betalaktamase-Inhibitoren gehemmt werden. Nach den Angaben der Resistenzstudie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie sind 5-10% der Stämme gegen Fluorchinolone und 10-15% der Stämme gegen
Cotrimoxazol (BACTRIM u.a.) resistent. Als kritisch wird die Verbreitung ESBL-bildender Stämme (extended-spectrum beta-lactamases), die eine Resistenz gegenüber breit wirksamen Cephalosporinen
[Cefotaxim (CLAFORAN u.a.), Ceftazidim (FORTUM u.a.)] bewirken, betrachtet. Im Jahr 2004 betrug der Anteil im Mittel 7,3% bei Klebsiella pneumoniae und 12,4% bei Klebsiella oxytoca. Darüber hinaus
sind etwa 20% der Stämme von Klebsiella oxytoca gegenüber Piperacillin (PIPRIL u.a.) in Kombination mit einem Betalaktamase-Inhibitor resistent.
Therapie
Für die Behandlung von Harnwegsinfektionen kommen Trimethoprim ± Sulfonamid, die Fluorchinolone Norfloxacin (NORFLOHEXAL u.a.) (nur oral verfügbar), Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.) und Levofloxacin
(TAVANIC), ein Cephalosporin der Gruppe 2/3 oder ein Aminopenicillin ± Betalaktamase-Inhibitor in Betracht. Dagegen erfordert die Behandlung der Klebsiellen-Pneumonie i. d. R. eine
Kombinationstherapie, z. B. mit Cefotaxim plus Gentamicin (REFOBACIN u.a.). Alternativen sind Carbapeneme wie Imipenem (ZIENAM u.a.) und Meropenem (MERONEM) sowie Ciprofloxacin. Die Behandlung der
Endokarditis sollte mit einem Cephalosporin der Gruppe 3 oder einem Carbapenem in hoher Dosierung in Kombination mit einem Aminoglykosid erfolgen. Für die Behandlung der Meningitis kommt in erster
Linie Ceftriaxon (ROCEPHIN u.a.) in Kombination mit Gentamicin oder Amikacin (BIKLIN u.a.) in Frage.