(aus ZCT 3-2005)
Morphologie, Kultur und Zellaufbau
Enterokokken sind katalasenegative, unbewegliche grampositive Kokken. Die Gattung Enterococcus wurde Mitte der 80er Jahre in die Taxonomie eingeführt. Zuvor gehörten Enterokokken zur Gattung Streptococcus. Entsprechend der Lancefield-Gruppierung gehören Enterokokken zur serologischen Gruppe D.
Im Gegensatz zu den meisten Streptokokken lassen sich die Enterokokken auf vielen gebräuchlichen Nährmedien gut kultivieren. Auf Schafblut-haltigen Nährböden zeigen sich graue, im Durchmesser 1-1,5 mm große, gewölbte Kolonien. Bei Enterococcus faecalis sind die Kolonien fast nie von einem Hämolysehof umgeben (g-Hämolyse).
Pathogenese und Krankheitsbilder
E. faecalis besiedelt den Darm von Mensch und Tier und bildet dort einen Großteil der aeroben Flora. Enterokokken besitzen als klassische Opportunisten nur ein vergleichsweise geringes pathogenes Potenzial. Sie werden aber häufig als Bestandteil einer Mischflora bei nosokomialen Infektionen isoliert. Nach den Angaben der NIDEP-Studie (Nosokomiale Infektionen in Deutschland – Erfassung und Prävention) aus dem Jahr 1995 sind Enterokokken im Durchschnitt für ca. 15% der nosokomialen Infektionen verantwortlich. Zu den häufig durch E. faecalisverursachten Infektionen gehören Harnwegsinfektionen sowie Wundinfektionen im Bauchbereich. Klinisch gefürchtet ist die Endokarditis durch Enterokokken.
Diagnostik
Ein wichtiges Merkmal von E. faecalis, das zur Abgrenzung von Streptokokken herangezogen werden kann, ist z. B. die Fähigkeit, bei 45°C, in Gegenwart von 6,5% NaCl oder 40% Galle sowie bei einem pH-Wert von 9 zu wachsen. Biochemische Merkmale sind neben der Spaltung verschiedener Zucker die Bildung von NH4+ aus Arginin sowie die Spaltung von Aeskulin, einem Cumarin-Derivat.
Therapie
E. faecalis zeigt häufig Resistenz gegenüber zahlreichen Antibiotika. Isoxazolylpenicilline [z. B. Flucloxacillin (STAPHYLEX u.a.)] sowie Cephalosporine sind unwirksam. Penicillin G (diverse Warenzeichen) in den Standard-Dosierungen ist ebenfalls nicht ausreichend wirksam. Es besteht meistens Empfindlichkeit gegen Aminopenicilline, Acylureidopenicilline [Mezlocillin (BAYPEN u.a.), Piperacillin (PIPRIL, PIPERACILLIN HEXAL u.a.) sowie Carbapeneme [Imipenem (ZIENAM u.a.), Meropenem (MERONEM u.a.)]. Aminopenicilline gelten als Standardtherapeutika bei einer Harnwegsinfektion durch E. faecalis. Dagegen sind Fluorchinolone zumeist nicht ausreichend wirksam.
Bei schweren E. faecalis-Infektionen, wie der Endokarditis, muss Ampicillin (BINOTAL u.a.) in Kombination mit Gentamicin (REFOBACIN, GENTAMICIN HEXAL u.a.) oder Streptomycin (STREPTO-FATOL u.a.) eingesetzt werden, um die notwendige bakterizide Wirkung zu erreichen. Diese ist nicht gegeben, wenn eine hohe Resistenz gegenüber Gentamicin (MHK > 500 mg/l) oder Streptomycin (MHK > 1.000 mg/l) oder eine Resistenz gegen Ampicillin vorliegt. Bei Penicillin-Unverträglichkeit oder im seltenen Fall einer Resistenz gegenüber Ampicillin kommen Vancomycin (VANCOMYCIN HEXAL u.a.) oder Teicoplanin (TARGOCID) als Kombinationspartner in Betracht. Glykopeptid-resistente Stämme sind jedoch beschrieben.Stämme mit dem vanA-Resistenzphänotyp sind gegen beide Glykopeptide resistent, während bei solchen mit dem vanB-Resistenzphänotyp die Empfindlichkeit gegen Teicoplanin erhalten bleibt. Eine Alternative bei Resistenz gegenüber beiden Glykopeptiden ist Linezolid (ZYVOXID).