Enteritische Salmonellen verursachen im Gegensatz zu typhösen Salmonellen hauptsächlich gastrointestinale Infektionen (meist als Salmonellose oder Salmonella-Enteritis bezeichnet). Hinsichtlich Morphologie und Anzüchtung im Labor unterscheiden sich typhöse und enteritische Salmonellen nicht voneinander. Die Differenzierung erfolgt auf der Basis der Körper (O)- und Geißel (H)-Antigene. Entsprechend dem Kauffmann-White-Schema lassen sich mehr als 2.500 Serovare unterscheiden. Größere epidemiologische Bedeutung als Erreger von Lebensmittelintoxikationen haben jedoch nur 20 bis 30 Serovare. Die wichtigsten Serovare sind S. Typhimurium undS. Enteritidis.
Salmonella-Enteritiden sind Zoonosen. Der Mensch ist Zufallswirt. Primäre Infektionsquellen sind infizierte oder mit tierischen Ausscheidungen kontaminierte Lebensmittel (unzureichend erhitztes Rind- oder Schweinefleisch, Schlachtgeflügel, Roheiprodukte wie Mayonnaise, Speiseeis etc.) Die für erwachsene Menschen erforderliche Infektionsdosis beträgt >106 Bakterien (zum Vergleich: typhöse Salmonellen: 102 bis 103 Bakterien). Salmonellen vermehren sich bei Temperaturen zwischen 4 und 45°C. Aufgrund der beachtlichen Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen können sie über einen langen Zeitraum im Abwasser (Wochen bis Monate) und Boden (Monate bis Jahre) überleben.
Der Nachweis enteritischer Salmonellen ist meldepflichtig. Im Jahr 2006 wurden dem Robert-Koch-Institut mehr als 50.000 Fälle berichtet. Allerdings ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die Verbreitung wird durch Massentierhaltung, Gemeinschaftsverpflegung in Kindertagesstätten, Altenheimen, Kantinen, Hotel- und Restaurantküchen sowie in Privathaushalten durch fehlerhafte Weiterverarbeitung von Lebensmitteln (ungenügende Kühlung, unzureichende Erhitzung) gefördert.
Enteritische Salmonellen verursachen Lokalinfektionen des Darmes. Bei Patienten mit Abwehrschwäche können sie auch systemische Infektionen auslösen. Sie adhärieren mittels der Fimbrien an Enterozyten des unteren Dünndarms, penetrieren diese und lösen eine lokale Entzündungsreaktion aus. Nach einer Inkubationszeit von maximal sieben Tagen treten Durchfall, Brechreiz/Erbrechen sowie mäßiges Fieber auf. Der Stuhl ist zumeist wässrig oder schleimig-blutig. Die Dauer der Symptome kann Stunden bis Tage betragen. Bei schwerem Verlauf können Schüttelfrost, hohes Fieber und Kreislaufkollaps auftreten. Bei ca. 5% der Patienten gelangen die Erreger in den Blutkreislauf mit der Gefahr einer Absiedlung in anderen Organen. Mögliche Komplikationen sind Perikarditis, neurologische Störungen, reaktive Arthritis, Spondylitis oder Osteomyelitis. Der Erreger ist im Stuhl noch vier bis sechs Wochen nach Beendigung der Erkrankung nachweisbar.
Die Anzüchtung erfolgt aus Stuhl, Erbrochenem oder verdächtigen Lebensmitteln unter Verwendung von Selektivmedien. Anschließend werden eine biochemische Leistungsprüfung und Serotypisierung (Kauffmann-White-Schema) durchgeführt.
Bei unkompliziertem Verlauf ist eine antibiotische Therapie nicht erforderlich. Die Therapie erfolgt symptomatisch, d. h. Ruhigstellung des Darms mit Loperamid (IMODIUM u.a.) sowie Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Bei schwerem klinischen Verlauf, Vorliegen von schwerwiegenden Grunderkrankungen (Leukämie, AIDS, nach Organtransplantation) oder bei Risikopatienten (mit Herzklappen- oder Gelenkprothesenersatz, hohes Lebensalter, Kleinkinder) dagegen ist die Gabe von Antibiotika indiziert, um septische Absiedlungen zu verhindern.
Als Wirkstoffe kommen Cotrimoxazol (EUSAPRIM u.a.; Erwachsenen zweimal 2 Tabletten pro Tag über 3-10 Tage), Ampicillin (BINOTAL u.a.; Erwachsene 3-4 g pro Tag, Kinder 100 mg/kg/Tag), Fluorchinolone wie Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.; Erwachsene zweimal 500 mg pro Tag über 3-10 Tage) oder Ceftriaxon (ROCEPHIN u.a.) in Betracht. Für Behandlungsversuche zur Sanierung von Ausscheidern ist Ciprofloxacin (zweimal 500 mg pro Tag für 10 Tage) am ehesten geeignet.
In Deutschland waren in dem Zeitraum 2001-2004 nach den Angaben des RKI 21-27% der enteritischen Salmonellen gegen Ampicillin und 20-30% gegen Tetrazyklin resistent. Dagegen stellte sich die
Resistenzlage bei Cotrimoxazol (3-7%), Ceftriaxon (< 0,5%) und Ciprofloxacin
(< 0,1%) günstig dar. Die initiale Therapie sollte auf der Basis der lokalen resistenzepidemiologischen Situation erfolgen.
Gemäß IfSG bei Krankheitsverdacht, Erkrankung, Tod, direktem oder indirektem Erregernachweis