Erkrankungen durch Chlamydien (Miyagawanella)   Chlamydiophila psittaci, Chlamydiophila abortus

(aus ZCT 6-2011)

 

 

Taxonomie, Morphologie und Kultur

 

Cp.psittaci und Cp.abortus zählen innerhalb der Gattung Chlamydiophila zur Familie Chlamydiaceae. Von Cp.psittaci existieren mehrere Serovare. Wie bei der Gattung Chlamydia handelt es sich um obligat intrazelluläre, unbewegliche gramnegative Bakterien. Stoffwechselaktive Bakterien Iin den Wirtszellen werden als Retikularkörperchen bezeichnet. Eine Übertragung der Infektion findet durch die extrazelluläre Form (Elementarkörperchen) statt. Eine Anzucht der Erreger ist in darauf spezialisierten Laboratorien in Zellkulturen möglich.

 

 

 

Pathogenese, Epidemiologie und ausgewählte Krankheitsbilder

 

Cp.psittaci ist bei Vögeln (Wellensittiche, Papageien, Tauben, Enten, Truthühner usw.) wahrscheinlich ein lebenslanger Parasit. Die Erreger werden mit respiratorischen Sekreten, Kot, oder Federstaub übertragen. Ein Nachweis von Cp.psittaci ist auch bei anderen Tierarten z.B. Schafen möglich.1 Die höchste Erregerkonzentration findet sich bei erkrankten Vögeln. Die Erreger zeigen eine hohe Umweltresistenz, sie können bei Raumtemperatur oder auch bei Austrocknung ca. vier Wochen überleben und auch infektiös bleiben.

 

Menschliche Erkrankungen (Ornithose bzw. synonym Psittakose) werden in Deutschland relativ selten diagnostiziert (25 Meldungen nach IfSG im Jahre 2010) und treten in erster Linie bei engem Vogelkontakt (besonders mit Papageien) auf. Der Beginn ist nach einer Inkubationszeit von etwa 10 Tagen (ein bis vier Wochen) meist plötzlich. Klinische Symptome sind anfänglich Fieber, Schweißausbrüche, Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie ein uncharakteristisches Exanthem. Eine Pneumonie muss initial nicht vorhanden sein (!). Nach einigen Tagen tritt ein trockener Husten im Zusammenhang mit einer atypischen Pneumonie auf, die bei einem Teil der Patienten einen schweren Verlauf nehmen kann. In seltenen Fällen werden Cp.psittaci als Ursache einer Exazerbation der chronischen Bronchitis bzw. einer Endokarditis,2 Enzephalitis, reaktiven Arthritis oder Konjunktivitis beschrieben. Erbrechen und Durchfälle sind bei etwa der Hälfte der Patienten zu beobachten.

 

Cp.abortus ist bei Schafen und Ziegen weltweit die wichtigste Abortursache. In den Niederlanden wird die Infektionsrate bei Ziegen auf 5 bis 10% und bei Schafen auf 1% geschätzt.3 1967 wurde über die erste menschliche Infektion berichtet, inzwischen sind mehrere Fälle publiziert worden. Überwiegend sind Schwangere betroffen, wobei das Kind meist nicht überlebt.4 Menschliche Infektionsquellen sind Schafe, Ziegen, aber auch Vögel. Die Übertragung erfolgt oral und aerogen, in direktem Kontakt zu infizierten Tieren oder deren Produkten, ebenso über kontaminierte Kleidung, Schuhe oder Oberflächen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist evtl. möglich! Die Erkrankung beginnt mit einem Influenza-ähnlichen Krankheitsbild mit Krankheitsgefühl, Fieber, starken Kopfschmerzen, Erbrechen. Bei weiterem Fortschreiten treten Einschränkungen der Leber- und Nierenfunktion, disseminierte intravasale Gerinnungsstörung sowie pulmonale Komplikationen auf. Infektionen des Menschen außerhalb einer Schwangerschaft verlaufen wie eine Influenza und sind selbstlimitierend, gelegentlich entwickelt sich eine schwere Pneumonitis.3

 

 

Diagnostik

 

Der Erregernachweis erfolgt aus respiratorischen Sekreten oder Gewebe über PCR.5 Der Nachweis von Antikörpern gegen Cp.psittaci gelingt über ELISA (nur Gattung) oder spezifisch über Mikroimmunfluoreszenztest (MIF), wobei die Sensitivität dieser Methode offensichtlich nicht immer ausreichend ist.6 Die Anzüchtung in Zellkulturen ist aufwendig und Speziallaboratorien vorbehalten.

 

 

 

Prävention, Therapie, Meldepflicht

 

Wichtig ist die Importkontrolle bei Vögeln; die Erkrankung von Psittaciden (Papagaienartige) ist in Beständen von Züchtern und des Handels anzeigepflichtig. Vermeidung von engem Vogelkontakt, Tragen von Schutzkleidung einschließlich Mund- und Nasenschutz.

 

Eine Übertragung auf das Pflegepersonal oder andere Personen ist möglich,7 daher muss eine respiratorische Isolation bei Pneumonie in Erwägung gezogen werden.

 

Die Therapie erfolgt mit Doxycyclin (DOXYCYCLIN STADA u.a.), Erythromycin (ERYTHROMYCIN STRAGEN u.a.), Azithromycin (AZITHROMYCIN HEXAL u.a.) oder Fluorchinolon z.B. Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.).

 

Es besteht namentliche Meldepflicht; direkter und indirekter Erregernachweis mit Hinweis auf eine akute Erkrankung.

 

 

 

  1. LENZKO, H. et al.BMC Vet Res 2011; 7:29

 

 

 

  1. LAMAURY, I. et al.Clin Infect Dis 1993; 17: 821-822

 

 

 

  1. Meijer, A. et al.Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2004; 23: 487-490

 

 

 

  1. Pospischil, A. et al.Swiss Med Wkly 2002; 132: 64-66

 

 

 

    Harkinezhad, T. et al.J Med Microbiol 2007; 56: 1097-1100

 

 

 

    6 Verminnen, K. et al.Clin Microbiol 2008; 46: 281-285

 

 

 

   7 HUGHES, C. et al.Infect Control Hosp Epidemiol 1997; 18: 165-168

 

 

 

8.DONATI, M. et al.J Antimicrob Chemother 2002; 50: 407-410

 

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