C. trachomatis zählt innerhalb der Gattung Chlamydia zur Familie Chlamydiaceae. Chlamydien sind obligat intrazelluläre, unbewegliche gramnegative Bakterien. Stoffwechselaktive Bakterien in den Wirtszellen werden als Retikularkörperchen bezeichnet. Eine Übertragung der Infektion findet durch die extrazelluläre Form (Elementarkörperchen) statt. Erregerreservoir ist ausschließlich der Mensch. Eine Anzucht von Chlamydien ist über Zellkulturen möglich. Von C. trachomatis existieren verschiedene Serotypen, welche unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen können.
Die genitale Chlamydieninfektion (Serotypen D-K) verläuft meist chronisch über Monate. Sie beginnt bei etwa 85 bis 90% der Infizierten ohne akutes Krankheitsbild und ist weltweit die häufigste Ursache sexuell übertragbarer Infektionen. Bei Frauen findet vielfach eine Infektion im jüngeren Alter statt [1,2], da in dieser Periode physiologischerweise eine Ektopie der Zervix besteht, hier können Chlamydien in die Zellen des Zylinderepithels eindringen. Bei Frauen mit bakterieller Vaginose ist das Risiko einer Infektion um ca. das 1,8-fache erhöht. [3] Klinisch imponiert ein mukopurulenter Ausfluss sowie eine hypertrophe zervikale Ektopie. Bei einer akuten Infektion können weitere Symptome wegweisend sein: Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom) mit Reizung des N. phrenicus und nachfolgenden Schmerzen der rechten Schulter; Blutungen unter Ovulationshemmern; Kontaktblutung der Cervix. Manifestationen der Infektion sind Urethritis mit Dysurie, Bartholinitis, Zervizitis, Salpingitis, Endometritis oder Proktitis. Verklebungen der Tuben bzw. Eileiterschwangerschaften durch eine chronische Infektion treten erst nach Jahren (bis zu einem Jahrzehnt) auf. Risikofaktoren für eine Infektion bei Frauen sind: Alter unter 24 Jahre, Anzahl der Sexualpartner (>1 in den letzten 6 Monaten), keine Verwendung von Kondomen, andere (vorangegangene) sexuell übertragbare Erkrankungen, leicht induzierbare zervikale Blutung, mucopurulenter Fluor. Bei Männern Infektion der Urethra (Inkubationszeit 7 bis 21 Tage); hier sind Chlamydien eine der häufigsten Ursachen der sogenannten unspezifischen Urethritis mit weißlichem bis klarem Ausfluss, aufsteigender Epididymitis und/oder Prostatitis sowie Proktitis und Prokto-Kolitis. Meist verläuft die Infektion jedoch asymptomatisch. Etwa 1 bis 3% aller Chlamydien-infizierten Personen entwickeln als Komplikation eine reaktive Arthritis mit Befall größerer Gelenke der unteren Extremität sowie eine Sakroileitis. Der Symptomenkomplex aus Urethritis, Konjunktivitis und Arthritis ist als sogenannter Morbus Reiter bekannt.
Gelegentlich tritt eine Konjunktivitis („Schwimmbad-konjunktivitis“) bei Erwachsenen auf, meist mit chronischem Verlauf und anfänglich uni- dann bilateraler follikulärer Entzündung und geringer purulenter Sekretion; beim Erwachen kleben die Augenlider zusammen.
Infektionen während der Schwangerschaft können zu frühzeitigem Blasensprung bzw. zu Frühgeburt sowie vermindertem Geburtsgewicht, neonatalem Tod und postpartaler Endometritis führen. Neugeborene können sich während der Geburt infizieren, eine Konjunktivitis wird bei 30 bis 50% etwa nach 5 bis 15 Tagen beobachtet, aber auch eine Pneumonie mit diffusen Veränderungen der Lunge im Sinne einer atypischen Form.
Das Trachom (Serotyp A-C) ist eine der wichtigsten Ursachen einer Erblindung in Ländern der Dritten Welt (Tropen), besonders betroffene Gebiete sind Nordafrika, der Mittlere Osten und Nordindien. Keimreservoir ist häufig ein infiziertes Familienmitglied. In hyperendemischen Regionen wird die Infektion in der frühen Kindheit erworben. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder indirekt über Vektoren (Fliegen), Kleidung. Die Infektion sistiert meist spontan, häufige Reinfektionen führen jedoch zu einer narbigen Schrumpfung der Bindehaut der Augenlider und über eine Trübung der Kornea, letztendlich zur Erblindung.
Lymphogranuloma venereum (Lymphogranuloma inguinale, Durand-Nicolas-Favre-Syndrom; Serotyp L1-L3) ist eine sexuell übertragbare Erkrankung. Vorkommen in Asien, Afrika, Südamerika und Teilen der Karibik mit einer Häufung bei Personen in der Altersgruppe mit der höchsten sexuellen Aktivität (2. bis 3. Lebensjahrzehnt), aber auch bei homosexuellen Männern. Die Erkrankung wird in Deutschland bei Risikogruppen gelegentlich diagnostiziert, kleine Ausbrüche sind beschrieben. [4] Nach der Inkubationszeit (bis zu sechs Wochen) entsteht an der Eintrittspforte (z.B. Glans penis, Praeputium, Penisschaft, Urethra, Anus) eine Primärläsion in Form eines herpesähnlichen Bläschens, aus dem ein kleines scharfrandiges meist schmerzloses Ulkus entsteht, das rasch innerhalb weniger Tage unter Bildung bindegewebiger Narben abheilt. Ein bis zwei Wochen nach der Primärläsion tritt eine derbe, schmerzhafte Vergrößerung der inguinalen Lymphknoten (Bubo, häufig nur einseitig) auf.
Der bevorzugte Nachweis einer Infektion erfolgt über Nukleinsäure-Amplifikationsmethoden; Untersuchungs-materialien sind Abstriche, Urin, Synovialflüssigkeit. [5] Eine Anzucht in Zellkulturen ist in speziell ausgerichteten Laboratorien möglich. Antigennachweise über ELISA oder Immunfluoreszenz entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand. Nachweis von Antikörpern im Mikroimmunfluoreszenztest oder im Immunoblot. Antikörper können über lange Zeit hinweg persistieren und geben keinen Hinweis auf die Akuität.
In der Therapie von Infektionen durch C. trachomatis kommen Azithromycin (ZITHROMAX u.a.), Doxycyclin (DOXYHEXAL u.a.) oder Fluorchinolone, z.B. Moxifloxacin (AVALOX u.a.) zum Einsatz, wobei Moxifloxacin intrazellulär (hypoxische Bedingungen) im Gegensatz zu Doxycyclin bzw. Azithromycin keine Verminderung der Aktivität zeigt. [6,7] Die Therapiedauer beträgt im Allgemeinen sieben Tage, bei unkomplizierter genitaler Infektion ist die einmalige Gabe von Azithromycin 1 g ausreichend; bei Lymphogranuloma venereum ist jedoch eine längere Therapiedauer von 21 Tagen notwendig.
Eine Meldepflicht besteht nicht, außer wenn zwei oder mehrere Erkrankungen an Trachom oder Lymphogranuloma venereum auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang bestehen könnte.