Metronidazol (CLONT u.a.) wurde bereits vor 4 Jahrzehnten zur Behandlung der Trichomoniasis entwickelt. Heute wird es darüber hinaus routinemäßig bei Infektionen durch anaerobe Bakterien angewandt. Im Laufe der jahrzehnte-langen Anwendung des Arzneimittels sind einige Interaktionen mit anderen Arzneistoffen aufgefallen, die bei der Gabe von Metronidazol berücksichtigt werden müssen. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Datenlage natürlich nicht mit einem heute entwickelten Arzneimittel verglichen werden kannn - so wurden zum Bespiel keine systematischen Studien zur Frage möglicher Wechselwirkungen durchgeführt. Die Erkenntnisse beruhen weitgehend auf Fallberichten. Der Mechanismus der Interaktionen mit oralen Antikoagulantien und mit Lithiumpräparaten ist nicht geklärt. Zu den am längsten bekannten Interaktionen gehört die Wechselwirkung mit Alkohol. Nach gängiger Lehrbuchmeinung führt Metronidazol – ähnlich wie das Medikament Disulfiram (ANTABUS) – zu einem Block des Ethanolabbaus, woraus eine Anreicherung von Acetaldehyd resultiert. Die toxischen Wirkungen dieses Intermediärproduktes sind wahrscheinlich für die beobachtete „Flush-Symptomatik“ verantwortlich (Hautrötungen im Bereich des Kopfes und Nackens), sowie für weitere Symptome, wie Übelkeit und Erbrechen. Die Interaktion mit Alkohol wurde sogar nach intravaginaler Anwendung des Wirkstoffs beschrieben und schon mit plötzlichen Todesfällen in Zusammenhang gebracht.1 Neuere Arbeiten stellen dennoch viele dieser Berichte in Frage und verweisen darauf, dass in den ursprünglichen Mitteilungen zu Beginn der sechziger Jahren die Absicht geäussert wurde, Metronidazol für die Therapie der Alkoholkrankheit zu entwickeln. Es kann vermutet werden, dass die Interpretation der Fallberichte daher nicht mit der notwendigen Objektivität erfolgte. Die Datenlage ist demnach keinesfalls so eindeutig, wie allgemein angenommen wird.2 Es ist bemerkenswert, dass selbst bei einer derart „berühmten“ Arzneimittelwechselwirkung, die Datenlage als unzureichend bezeichnet werden muss. Aus Sicherheitsgründen wird dennoch nach wie vor empfohlen, auf den Genuss alkoholischer Getränke während einer Behandlung mit Metronidazol zu verzichten.
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1. CINA SJ, RUSSELL RA et al. Sudden death due to metronidazole/ethanol interaction. |
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