Interaktionen mit antiretroviral wirksamen Chemotherapeutika

(letzte Aktualisierung 12. August 2007)

Die antiretrovirale Kombinationstherapie wird durch ein ausgeprägtes Interaktionspotential der Proteaseinhibitoren (PI) und nicht-nukleosidischen Inhibitoren der reversen Transkriptase (NNRTI) in erheblichem Maße kompliziert.  Neben der Beeinflussung des Metabolismus von anderen Arzneimitteln (s. Interaktionen mit anderen Infektiva) muß zunächst die Interaktion der antiretroviralen Substanzen untereinander beachtet werden.1,2
Einen Überblick über die wichtigsten Interaktionen dieser Substanzen gibt die untenstehende Tabelle, die auch über unsere Seite im Internet unter www.zct-berlin.de abrufbar ist.  Es sollte beachtet werden, dass derartige Tabellen nur zur groben Orientierung dienen können.  Die Genauigkeit der Angaben (die aus entsprechenden Studien stammen) sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass solche Wechselwirkungen einer erheblichen individuellen Variabilität unterliegen. Aus der Tabelle sind die Wirkungen der PI auf die Kinetik von anderen Pl und die Wirkungen von NNRTI auf Pl dargestellt. Die umgekehrte Beeinflussung (Wirkung von PI auf NNRT1) wurde ebenfalls beschrieben, ist aber geringer ausgeprägt.
Diese antiretroviralen Wirkstoffe werden überwiegend durch die Monooxygenase CYP3A4 abgebaut, doch werden auch CYP2D6, CYP1A2 und andere Enzyme beeinflusst. Die Effekte sind aufgrund der Komplexizität der Wirkungen im einzelnen nicht genau voraussagbar und können nur im Rahmen von gezielten Studien ermittelt werden.
Neuerdings wird die pharmakologische Eigenschaft der Enzymhemmung nicht nur mit den Interaktionen in Zusammenhang gebracht, sondern ist auch unter dem Aspekt der metabolischen Störungen diskutiert worden.  Durch die Hemmwirkung auf die Monooxygenasen könnte der Abbau endogener Retinoide blockiert werden, wodurch es zu den bekannten Hyperlipidämien und dermatologischen Komplikationen kommen kann.3


1. RANA KZ, DUDLEY MN. Human immunodeficiency virus protease inhibitors.
    Pharmacotherapy. 1999 Jan;19(1):35-59.

2. The Sanford Guide to Antimicrobial Therapy (1999) 28th ed.  GILBERT, D. N. et al.,
    Antimicrobial  Therapy Inc., Vienna, VA, USA

3. SASS, 0. et al. Dermatology 2000; 200: 40-42

 

Virustatikum (A): Veränderung (%) der AUC von Proteaseinhibitoren durch Virustatikum A:
  Indinavir Nelfinavir Ritonavir Saquinavir
Protease-Inhibitoren
Indinavir (CRIXIVAN) - ­ 83 keine Veränderung ­ 500 – 800
Nelfinavir (VIRACEPT) ­ 51 - keine Veränderung ­ 392a.
Ritonavir (NORVIR) ­ 480b ­ 152 - ­ 2000+c
Saquinavir (INVIRASE) keine Veränderung ­ 18 keine Veränderung -
Nicht-nukleosidische Inhibitoren der reversen Transkriptase
Delavirdin (RESCRIPTOR) ­ 40d ­ 113e ­ 60 - 70 ­ 520
Efavirenz (SUSTIVA) 30f ­ 20g ­ 18 60
Nevirapin (VIRAMUNE) 28 4 10 27


a  Kombinationsschema: Saquinavir 800 mg 3 x tägl. + Nelfinavir 750 mg 3 x tägl. oder 1250 mg 2 x tägl.
b  Kombinationsschema: Indinavir 400 mg 2 x tägl. + Ritonavir 400 mg 2 x tägl.
c  Kombinationsschema: Saquinavir 400 mg 2 x tägl. + Ritonavir 400 mg 2 x tägl.
Indinavir 600 mg 3 x tägl.
e  OH-Metabolit 50
f  ­ Indinavir 1000 mg 3 x tägl.
g  OH-Metabolit ­ 40

 

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