Interaktionen von Proteaseinhibitoren mit anderen Antiinfektiva

(letzte Aktualisierung 12. August 2007)

Die antiretrovirale Therapie mit Proteaseinhibitoren wird in erheblichem Maße durch die zahlreichen medizinisch relevanten Interaktionen mit anderen Arzneimitteln kompliziert. Wenn das Risiko solcher Interaktionen abgeschätzt werden soll, ist es am besten, in mehreren Schritten vorzugehen: 

  • Zunächst sollte überlegt werden, welche Interaktionen zwischen den einzelnen Bestandteilen der antiretroviralen Kombinationstherapie auftreten können - eine entsprechende Tabelle hatten wir in der letzten Ausgabe der "Zeitschrift für Chemotherapie" veröffentlicht (ZCT 2000; 21:22). 
  • In einem zweiten Schritt muss überlegt werden, welche anderen Arzneimittel den Metabolismus der Proteaseinhibitoren beeinflussen könnten. Zu dieser Problematik finden sich einige Beispiele in der nebenstehenden Tabelle.
  • Schließlich werden wir in der nächsten Ausgabe einige Beispiele für die Wirkungen der Proteaseinhibitoren auf den Stoffwechsel anderer, gleichzeitig gegebener Arzneimittel veröffentlichen.

Prinzipiell muss damit gerechnet werden, dass Induktoren der hepatischen, CytochromP450-abhängigen Monooxygenasen die Konzentrationen der Proteaseinhibitoren reduzieren. Neben Rifabutin und Rifampicin gelten solche Überlegungen auch für andere Induktoren, wie Phenytoin (ZENTROPIL u.a.), Carbamazepin (TEGRETAL u.a.), Phenobarbital (LUMINAL u.a.) oder Dexamethason (FORTECORTIN u.a.). Solche Induktoren sollten daher möglichst nicht zusammen mit Proteaseinhibitoren verabreicht werden. Vor allem bei einer Behandlung mit Saquinavir (INVIRASE) ist dies von Bedeutung, da aufgrund der geringen Bioverfügbarkeit der Substanz die Spiegel niedrig und variabel sind. 
Die in der Tabelle angegebenen Zahlen geben die Ergebnisse aus Studien wieder. Selbstverständlich muss berücksichtigt werden, dass die Angaben einer erheblichen individuellen Variabilität unterliegen.

1. RANA KZ, DUDLEY MN. Human immunodeficiency virus protease inhibitors.Pharmacotherapy. 1999 Jan;19(1):35-59.


 
 

Arzneimittel (A) Veränderung (%) der AUC von Proteaseinhibitoren durch Arzneimittel (A)
  Indinavir Nelfinavir Ritonavir Saquinavir
CYP Induktoren
Rifabutin (MYCOBUTIN)  32 32   40
Rifampicin (RIFA u.a.)  92 82 35 80
CYP Inhibitoren
Ketoconazol (NIZORAL u.a.) ­ 62* ­ 35 ­ 18 ­ 300
Clarithromycin (KLACID u.a.) ­ 29   ­ 12  
Fluconazol (DIFLUCAN u.a.) 19   ­ 12  
Fluoxetin (FLUCTIN u.a.)     ­ 19  

* Indinavir 600 mg 3 x täglich


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