Seit fast zwanzig Jahren wird eine Clarithromycin (KLACID u.a.)-basierte Dreifachtherapie zur Eradikation von Helicobacter pylori empfohlen.
Aufgrund der kontinuierlich zunehmenden Resistenz des Erregers gegen das Makrolidantibiotikum gewinnen alternative Behandlungs-strategien an Bedeutung. Eine Möglichkeit besteht in der
mikrobiologischen Empfindlichkeitstestung von H. pylori vor Beginn der Therapie und die gezielte Anwendung nur bei Patienten mit empfindlichem Erreger. Alternativ ist die Sequenztherapie
vorgeschlagen worden. Schließlich kommt die Vierfachtherapie mit einem Protonenpumpeninhibitor plus Metronidazol, Tetrazyklin und Bismut in Frage. Seit einigen Monaten steht mit PYLERA in Europa ein
Kombinations-präparat mit diesen drei antimikrobiell wirksamen Stoffen zur Verfügung.
Einnahme nach den Mahlzeiten
Eine Kapsel des Arzneimittels enthält 125 mg Tetrazyklin-Hydrochlorid, 125 mg Metronidazol und ein Bismut-Kalium-Salz in einer Dosierung, die 40
mg Bismut(III)-oxid entspricht. Viermal täglich werden drei dieser Kapseln nach der Mahlzeit mit ca. 250 ml Wasser eingenommen, morgens und abends nimmt der Patient zusätzlich Omeprazol (ANTRA u.a.)
in einer Dosierung von jeweils 20 mg. Die Therapiedauer beträgt zehn Tage. Die Einnahme nach einer Mahlzeit führt zu einer verringerten Resorption aller drei Wirkstoffe, was als positiv angesehen
wird, da die Zeit der Einwirkung auf den Erreger erhöht wird. Bei einem Vergleich der Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe bei einer Einnahme vor und nach dem Essen, zeigte sich eine Abnahme der
Resorption um 6% für Metronidazol, 34% für Tetrazyklin und 60% für Bismut. Das Ausmaß der Resorptionsbeeinflussung ist variabel. Während die mittleren Bismutkonzentrationen im Plasma unter 50 µg/l
lagen, wurden bei einigen Probanden auch Konzentrationen über 100 µg/l gemessen. Bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, sowie bei Kindern ist das Arzneimittel
kontraindiziert.1
Wirksamkeit und Verträglichkeit
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit entsprechender Vierfach-Kombinationen sind bereits vor etwa zehn Jahren in zwei umfangreichen Studien
überprüft worden.2,3 Angesichts der veränderten Resistenzlage wurde von der Europäischen Zulassungsbehörde eine weitere Vergleichsstudie gefordert, die in sieben europäischen Ländern
durchgeführt wurde. Dabei erwies sich die zehntägige Bismut-haltige Vierfachtherapie im Vergleich zur siebentägigen Standardtherapie als deutlich wirksamer. Die Vierfachtherapie war bei 80% (ITT)
bzw. 93% (PP) der Patienten erfolgreich (ITT= intention to treat, 440 Patienten; PP = per protocol, 339 Patienten). Bei den Patienten, die eine Woche lang Amoxicillin (Generika), Clarithromycin und
Omeprazol erhalten hatten, gelang die Eradikation zu 55% bzw. 70%.4
Bei etwa 20 % der Patienten wurde in beiden Gruppen eine Clarithromycin-Resistenz des Erregers bei Beginn der Behandlung festgestellt. Dies führte in der Gruppe mit
Standardtherapie zu einer deutlichen Reduktion der Erfolgsrate (8% vs. 85%), hatte aber nur einen geringen Einfluss in der anderen Gruppe (91% vs. 95%). Ein Einfluss einer Metronidazol-Resistenz auf
das Behandlungsergebnis war nicht erkennbar.
Die Verträglichkeit war in beiden Therapiearmen etwa gleich. Vorherrschend waren gastrointestinale Störungen. Diarrhö war häufiger in der Standardtherapie (13% vs.
7%), Übelkeit trat dagegen häufiger in der Gruppe mit Vierfachtherapie auf (7% vs. 1%). Störungen von Seiten des Nervensystems, wie Geschmacksveränderungen oder Kopfschmerzen, waren in beiden Gruppen
etwa gleich häufig.
ZUSAMMENFASSUNG:
Mit PYLERA, einem Kombinationspräparat aus einem Bismutsalz, Tetrazyklin-Hydrochlorid und Metronidazol, steht ein neues Arzneimittel zur
Eradikation von Helicobacter pylori zur Verfügung. Im Vergleich zur Standardtherapie mit Amoxicillin (diverse Handelsnamen), Clarithromycin (KLACID u.a.) und Omeprazol (ANTRA u.a.) erwies es sich in
einer europäischen Studie als besser wirksam bei etwa gleicher Verträglichkeit.
1. PYLERA Fachinformation, Aptalis Pharma, Frankreich, Dezember 2011
2. O´MORAIN, C.A. et al.
Aliment Pharmacol Ther 2003; 17:415-420
3. LAINE, L. et al.
Am J Gastroenterol 2003;98:562567
4. MALFERTHEINER, P. et al.
Lancet 2011; 377:905-913