Die Leishmaniasis wird durch verschiedene Protozoen-Arten hervorgerufen und hat als Erkrankung vor allem in den Tropen und Subtropen, aber auch in Mittelmeerländern Bedeutung. Die viszerale Form („Kala-Azar“) wird vor allem durch L. donovani hervorgerufen, die Haut-Leishmaniasis („Aleppobeule“) meist durch L. tropica. Südamerikanische Leishmania-Arten verursachen typischerweise mukokutane Krankheitsbilder. Insbesondere die viszerale Form stellt eine schwer behandelbare, opportunistische Infektion bei immunsupprimierten Patienten dar. Sie führt meist innerhalb weniger Monate zum Tod. Als mögliche Therapeutika werden traditionell Antimonpräparate, verschiedene Azole, Amphotericin B (AMPHOTERICIN B) oder Pentamidin (PENTACARINAT) eingesetzt. Die Wirksamkeit dieser therapeutischen Alternativen ist oftmals nicht überzeugend und meist mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden.
Bereits vor einigen Jahren wurde über den erfolgreichen Einsatz eines neuen Präparates in Indien zur
oralen Kala-Azar-Therapie berichtet. Die vier-wöchige orale Gabe von Miltefosin, das nun unter dem Handelsnamen IMPAVIDO weltweit zur Verfügung steht, erwies sich in einer Dosierung von 2,5 mg/kg
täglich als wirksam bei mehr als 90% der Patienten.[1] Als Nebenwirkungen traten vor allem leichte bis mittelschwere gastrointestinale Beschwerden auf, bei 2 von 120 Patienten wurde die Therapie
abgebrochen wegen eines Anstiegs der Transaminasen oder des Kreatinins. In beiden Fällen normalisierten sich die Werte rasch nach dem Absetzen der Behandlung.
Nach der chemischen Struktur kann Miltefosin als Hexadecylphosphocholin (He-PC) bezeichnet werden, bereits 1992 wurde die hohe Aktivität gegen Leishmanien in vitro und im Tiermodell nach oraler Gabe
beschrieben.[2] Aus Deutschland kommt ein aktueller Bericht über die Wirksamkeit von Miltefosin bei HIV-infizierten Patienten mit Leishmaniasis. Bei 37 der 39 Patienten war zuvor eine parenterale
Standardtherapie mit Amphotericin B durchgeführt worden. Neun Patienten waren zuvor bereits mindestens zehnmal mit verschiedenen Therapeutika behandelt worden. Unter oraler Gabe von zweimal täglich
50 mg Miltefosin kam es bei 25 von 39 Patienten (= 64%) initial zu einem Ansprechen der Behandlung, das sich in etwa der Hälfte der Fälle auch durch parasitologsiche Untersuchungen sichern ließ.
Eindeutig Arzneimittel-bedingte, schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf, bei jedem vierten Patienten verursachte die Behandlung allerdings Erbrechen.[3]
Mit Miltefosin (IMPAVIDO) steht ein neues Präparat zur oralen Therapie der viszeralen Leishmaniasis zur Verfügung. Im Vergleich zu den bisher als Standardtherapeutika empfohlenen Substanzen weist das neue Präparat offenbar eine bessere Nutzen-Risiko-Relation auf.
1. SINDERMANN
H, ENGEL KR et al. Oral
miltefosine for leishmaniasis in immunocompromised patients: compassionate
use
in 39 patients with HIV infection. Clin Infect Dis. 2004 Nov 15;39(10):1520-3.
2. JHA
TK, SUNDAR S et al. Miltefosine,
an oral agent, for the treatment of Indian visceral leishmaniasis. N
Engl J Med. 1999 Dec 9;341(24):1795-800.
3. KUHLENCORD
A, MANIERA T et al. Hexadecylphosphocholine:
oral treatment of visceral leishmaniasis in
mice. Antimicrob Agents Chemother. 1992 Aug;36(8):1630-4.
Ergänzungen (Dezember 2006)
Seit der Erstellung und Veröffentlichung dieses Artikels in der Zeitschrift für Chemotherapie (Heft 2, 2005) sind zahlreiche weitere Arbeiten über Miltefosin publiziert worden. Insbesondere soll an dieser Stelle auf die folgende Arbeit hingewiesen werden:
SOTO J, SOTO P. Miltefosine: oral treatment of leishma-niasis. Expert Rev Anti Infect Ther. 2006 Apr;4(2):177-85.